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Silomeister im Hamburger Hafen: Für eine Handvoll Getreide

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 UNICUM

   

©Jens Wiesner

Im Hamburger Hafen: Die grüne Minna auf der Elbe

Der Hamburger Hafen: Tor zur Welt und gleichzeitig Arbeitsplatz für Hunderttausende. Ich habe mit Menschen gesprochen, die dort tagtäglich arbeiten. Diesmal: Phillip Grünwold, Polizeikommissar bei der Wasserschutzpolizei Hamburg.

Marjan in Pose mit Bronie-Motiv-T-Shirt

©Jens Wiesner

Reeperbahn, Schanzenfest? Nein, danke! Bei der Hamburger Wasserschutzpolizei ist die Welt noch in Ordnung - und pöbelnde Alkoholiker und Steinewerfer weit entfernt. "Auf dem Wasser herrscht 'n ganz anderer Schnack als auf der Straße", erklärt Phillip Grünwold. "Man kennt sich beim Vornamen, der Umgang ist viel ungezwungener und lockerer." Der 35-Jährige muss es wissen, schließlich arbeitet er seit fünf Jahren im Wasserschutzpolizeikommissariat 3, mitten im Hafengelände in Hamburg-Harburg.

Menschen wohnen hier nur wenige - Grünwolds Revier an Land besteht zu 90 Prozent aus Industriefläche: Speditionen, Raffinerien, Siloanlagen. Und nicht zu vergessen: das Hausboot von Gunter Gabriel. Hier sind es vor allem Verkehrs- und Betriebsunfälle sowie die Begleitung von Gefahrguttransportern, die die Wasserschützer beschäftigen. Eine Wasserleiche ziehen die Beamten dagegen nur selten aus der Elbe. "In fünf Jahren habe ich erst zwei gesehen", erinnert sich der Polizeikommissar.

Schöne, feuchte Welt

Einmalig in der Hansestadt: Die Wasserschutzpolizei kümmert sich auch um die Kontrolle der Grenzen. Jedes Seeschiff, das in den Hamburger Hafen ein- oder ausfährt, erhält einen Besuch von den Grünwold oder seinen Kollegen. An Bord nimmt der 35-jährige Pässe und Besatzungsstärke der Crew unter die Lupe, prüft nach, ob die Umweltauflagen eingehalten werden und stellt - falls nötig - neue Visa für abmusternde Matrosen aus. Stichprobenartig statten die Beamten auch Binnenschiffen und Sportbooten einen Besuch ab - Verkehrskontrolle auf dem Wasser.

"Gerade in der Hafencity klauen Souvenirjäger gerne mal einen Rettungsring von den Pontons", weiß der gebürtige Hamburger. Und wenn es der Seegang einmal nicht erlaubt, an Bord zu kommen? "Dann reichen wir einen Käscher für die Papiere rüber!" verrät der ausgebildete Drogenerkenner - eine Fertigkeit, die er praktisch nur an Land benötigt. "Dass Leute ihr Schiff unter Drogeneinfluss steuern, kommt praktisch nicht vor", erklärt Grünwold. Zwei Jahre ist es jetzt her, dass er den letzten Betrunkenen vom Wasser holte. Ja, es ist tatsächlich eine andere Welt, dort drüben im Hafen...

Was man verdient: "Als Polizeikommissar liegt der Verdienst nach der Ausbildung bei 2.200€ im Monat; dazu kommt noch eine besondere Polizeizulage und Zuschläge für die Nachtschichten."

Hafenpanorama

©Jens Wiesner

Der Hamburger Hafen - Zahlen, Daten, Fakten

Wahrlich ein Tor zur Welt: Mit über 7.200 Hektar ist der Hamburger Hafen der größte Seehafen in Deutschland und verbindet die Hansestadt mit mehr als 900 Häfen in 170 Ländern. Erste Hafenanlagen gab es in Hamburg bereits im 9. Jahrhundert, damals jedoch noch an anderer Stelle in der Altstadt.

2011 liefen insgesamt 10.106 Schiffe in den Hafen ein, mehr als die Hälfte von ihnen Containerschiffe. Fahrgastschiffe (191) und prestigeträchtige Kreuzfahrtschiffe (104) wie die Queen Mary II machen dagegen nur einen winzigen Teil des Hafenverkehrs aus. Insgesamt wurden im selben Jahr 132,2 Millionen Tonnen an Gütern im Hafen 'umgeschlagen', also ver-, aus- oder umgeladen. Damit befindet sich der Gesamtumschlag nach dem großen Einbruch im Krisenjahr 2009 wieder im Aufwärtstrend, konnte die Spitzenwerte von 2008 allerdings noch nicht wieder erreichen.

Rund elf Prozent aller Arbeitsplätze auf dem Hamburger Gebiet sind direkt oder indirekt vom Hafen abhängig, in Zahlen ausgedrückt: über 150.000 Stellen. Für sie alle hat das Jahr 2013 weitreichende Veränderungen mit sich gebracht: Der Hamburger Freihafen, bislang ein Fünftel des Gesamtgebiets, wurde zum 1. Januar 2013 aufgehoben. Im Freihafen konnten Händler bislang ihre Waren lagern und verarbeiten, ohne sie nach Deutschland einzuführen. Damit ist nun Schluss: Zölle und Umsatzsteuer sollen auf dem gesamten Hafengebiet erhoben werden. 550 Unternehmen, die ihren Sitz auf dem bisherigen Freihafengelände haben, sind davon direkt betroffen.

Ins Englisch übersetzt erschienen in der UnicumAbi, Ausgabe vom Januar/Februar 2013