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Dschungelcamp, Tag 13: Am Mittwoch flog das Sams
Der Dschungel frisst seine Kinder. Georgina fliegt aus dem Camp, bevor der Zickenkrieg richtig losgehen kann. Ein Krokodil probt derweil den Aufstand und weigert sich, Patrick Nuo zu verspeisen.
Maden haben keine Lobby. Ob sie von Zähnen zermalmt, Füßen zerquetscht oder Mägen verdaut werden, geht dem gemeinen Zuschauer am Allerwertesten vorbei. In einer Mischung aus Faszination und Ekel hocken wir tagein, tagaus vor der Mattscheibe, während sich Claudelle, Fiona, Joey und Co. heldenhaft der Gefahr aus dem Tierreich stellen. Wir fiebern mit, wir würgen mit. Das Tier, so lehrt uns das Dschungelcamp, ist der Feind - zumindest wenn es als Insekt oder Reptil daherkriecht. Wären Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann noch am Leben, sie würden traurig mit den Köpfen schütteln. Jahrzehnte der Aufklärung - weggewischt durch ein Trashformat mit C-Prominenz. Doch heute drehte ein namenloses Krokodil den Spieß um und verweigerte sich - ganz Randale-Ralph - seiner Rolle als Bösewicht.
Dabei waren die Instruktionen von Dr. Bob glasklar formuliert gewesen: Schwimm' ein bisschen im Pool herum, zeig' deine Zähne und sorg' dafür, dass Patrick Nuo das Hinterteil auf Grundeis geht. Um seine Dschungelprüfung zu bestehen, musste der Schweizer nach sechs Sternlein tauchen. Weil Luftholen alleine aber zu wenig Thrill versprach, packte man noch ein Krokodil mit in die Mischung. Doch statt "Lake Placid" gab's nur Krocodoc für Arme.
Als der Nuo mit einem Hechtsprung abtauchte, flüchtete das Reptil, im Einspieler noch als grausamstes Wesen seit Schäferhund Blondie präsentiert, in die hinterste Ecke des Pools. Und dort blieb es, bis der blankbrüstige Eindringling seine Arbeit erledigt hatte. Zähneknirschend mussten Zietlow und Hartwich auf billige Oben-Ohne-Lästerien zurückgreifen. Dem Patrick war's egal. Sein noch feuchtes Sixpack zuckte vor Freude, ja sogar zu einem hämischen Seitenhieb ließ sich der siegreiche Prüfling hinreißen: "Das Krokodil", lästerte er, "war Gott sei dank sehr freundlich heute." Aber was ist schon ein Sieg, wenn ohne Mühen errungen? So sponn Käpt'n Blaubär zurück im Camp sein Seemannsgarn und sprach vor versammelter Mannschaft von "einem Riesenkrokodil", das ihn "die ganze Zeit verfolgt hätte".
Frühstück in Superzeitlupe
Ja, vielleicht hätte Dr. Bob besser Olivia Jones mit zum Planschen geschickt: Die Transe vom Kiez scheint den Beau jedenfalls mehr zu verunsichern als eine ganze Horde hungriger Krokodile. Vor allem, weil sie sich offenbar fest vorgenommen hat, dem Sängerknaben bis zum Ende der Show "ordentlich die Klöten durchzukneten". Ein Plan, der Patrick Nuo die Schweißperlen jedesmal wieder frisch auf die eidgenössische Stirn treibt - zur Freude der Jones, natürlich. Zwar fielen heute erste Berührungsängste - Olivia durfte zu Massagezwecken auf Patricks Rücken herumtrippeln - aber ein 'Happy Ending' gab's trotzdem nicht. Mann und Mann - (noch) ist diese Kombination unvorstellbar für Nuo. Aber wer weiß - vielleicht überrascht uns das Camp ja doch noch mit einem Süßkind'schen Jeder-mit-jedem-Klimax? Grenouille, übernehmen Sie!
Weitaus offener zeigte sich dagegen Joey Heindle. Ob ihn Olivia nicht als Frau zurechtmachen könnte? Doch so schnell, wie die Hoffnung auf "Joanna Tiputana am Lagerfeuer" gekommen war, zerstob sie wieder. Der Lagerbenjamin fürchtete einfach zu sehr um seinen Schniedelwutz ("Der bleibt in meiner Hose drin - für immer!") - und bewies eindrücklich, dass er das Konzept 'Transvestit' noch nicht ausreichend gedanklich durchdrungen hat. Moderatore Hartwich könnte sich davon ruhig eine Scheibe abschneiden. Lieber Daniel, die zehnte Wiederholung allein macht einen schlechten Witz noch nicht zum Running Gag. Mach's wie Joey - und lass den Penis stecken.
In die Annalen der TV-Geschichte dürfte diese sonst eher belanglose Episode trotzdem eingehen - dank der sinnlosesten Verwendung von Zeitlupe überhaupt. Wir erinnern uns: Georgina Fleur hatte am Vortag eine Gruselnacht mit allerlei Getier und Patrick im Baumhaus verbringen müssen. Im Austausch für die erwiesene Tapferkeit ließen Sonja und Daniel am Morgen danach ein ausgewogenes Continental Breakfast springen: Gierig bissen Mann, Frau und Olivia in die Stullen, dass die Butter nur so spritzte und jede Trümmerfrau verschämt zur Seite geblickt hätte.
Doch dann fror die Bewegung auf dem Bildschirm plötzlich ein: Slow-Motion? Dramatische Musik? Der trainierte Filmenthusiast freute sich auf Böses: Würde sich Fiona Erdmann an einem Brötchen verschlucken und Patrick Nuo ihr per Heimlich-Manöver das Leben retten? Würde die Dame mit dem Betty-Boop-Wimpernklimpern ihrer Erzfeindin ein Marmeladenbrot ins Gesicht klatschen? Mitnichten! Es wurde gekauft, gemampft und zufrieden geschaut. Geschmacksknospenorgasmus in Superzeitlupe. Bitte???
Die Sache mit dem Sams
Und dann fiel auch noch der mit Spannung erwartete Showdown zwischen Georgina Fleur und Fiona Erdmann ins Wasser: Kein Schlammringen um die Dschungelkrone, keine blutigen Fingernagelkratzer, kein Kreischen im Hochfrequenzbereich. Statt die Kontrahentinnen ihre Differenzen in einem ehrlichen Kampf austragen zu lassen, entschied das Publikum - und zwar gegen Georgina. Sieg nach Punkten statt "Fight Club". Mööp.
Der siegreiche Rotschopf sorgte sich derweil um ihr Image außerhalb des Dschungeltheaters. In welchem Licht würden sie die findigen Cutter von RTL darstellen? "Ich möchte nicht, dass nachher Sachen gezeigt werden, für die sich mein Mann vielleicht schämt", klagte sie ihr Leid Claudelle Deckert. Die legte den Kopf zur Seite und lauschte verständnisvoll. Vielleicht stellte sie auch auf Durchzug. Was kann man schon von einer Serien-Schauspielerin erwarten, die nicht nur beim Alter, sondern auch beim eigenen Vornamen flunkert? Fantastischer Investigativjournalismus, übrigens. Danke, "Bild".
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