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J E N S     W I E S N E R
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F R E I E R     J O U R N A L I S T   &  

F O T O G R A F

HINTER DEN KULISSEN

Herzlich willkommen beim Trash-TV, das nun auch offiziell vom Bildungsbürgertum ohne Scham geglotzt wird. In den vergangenen Tagen habe ich mir im hochoffiziellen Auftrag die Nächte um die Ohren schlagen, um einige Folgen des Dschungelcamps zu rezensieren.

Mit dabei waren meine Kollegen Ingo Scheel und Mark Stöhr, deren Artikel ich euch nur ganz herzlich weiter empfehlen kann.

Alle Artikel, Rezensionen, Porträts und Fotostrecken gibt es hier bei stern.de nachzulesen. Oder ihr folgt diesen Links:

Tag 1 (Mark): Buddha Berger

Tag 2 (Ingo): König für einen Tag

Tag 3 (Mark): Porno-Patrick packt aus

Tag 4 (Jens): Ein Arsch kommt selten allein

Tag 5 (Mark): Hirnverbrannt am Lagerfeuer

Tag 6 (Mark): Allegra zieht in den Intrigantenstadl

Tag 7 (Ingo): Dschungel Unchained

Tag 8 (Jens): Joeys Abgründe und ein Abgang

Tag 9 (Mark): Sprechstunde bei Dr. Dagobert

Tag 10 (Mark): Arno und die Trümmerfrauen

Tag 11 (Jens): Allegra im Tal der Tränen

Tag 12 (Ingo): Für eine Handvoll Hoden

Tag 13 (Jens): Am Mittwoch flog das Sams

Tag 14 (Ingo): Fiona und der Terror-Tümpel

Tag 15 (Jens): Entlaufene Brüste und King Kongs bestes Stück

Finale (Jens): Ausgekotzt!

Großes Wiedersehen (Mark): Bis einer heult

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 STERN.DE

 

©Montage: Jens Wiesner

Dschungelcamp, Tag 4: Ein Arsch kommt selten allein

Millionen Deutsche werden nie wieder unbefangen zu "An der Nordseeküste" schunkeln können. Schon am zweiten Tag hat Klaus Baumgart den Camp-Joker gezogen und die Hosen runter gelassen. Nicht. Schön.

Wir wissen es alle: Arsch ist nicht gleich Arsch. Vor allem dann nicht, wenn er unseren feinen Sinnen in natura präsentiert wird. Jahrgang, Oberflächenbeschaffenheit, Farbe - erst wenn dieser delikate Mix ein harmonisches Ganzes ergibt, bleiben unsere Augen mit Genuss auf dem Gesäß kleben. Doch stramme Hinterteile á la Daniel Craig und Jennifer Lopez sind spärlich gesät. Der gemeine Volkspöter hingegen ruft, wenn nackt dargeboten, eher Gefühlsausbrüche von Stirnrunzeln bis Naserümpfen hervor. Mit der neuesten Ausgabe des Dschungelcamps hat die Topologie der Hintern nun einen weiteren Eintrag erhalten. Und wenn wir den Reaktionen der Campbewohner glauben dürfen, rangiert dieser noch deutlich hinter dem guten, alten Maurerdekolleté.

Was war geschehen? Nun - eigentlich wollte Berger-Ersatzkandidat Klaus Baumgart nur fix das Unterhöschen wechseln. Sie wissen, Hygiene und so. Ottonormalumzieher hätte sich nun wohl ein Handtuch umgeschlungen oder hinter einem Baum Deckung vor den Kameras gesucht. Doch der schnauzbärtige Schlagerbarde hatte offenbar die letzte Dschungelcamp-Staffel zur Vorbereitung inhaliert und sich genau gemerkt, worauf es im Kampf um die Dschungelkrone ankommt: auf den Micaela-Faktor. Die Schäfer hatte es nämlich blendend verstanden, noch in den unmöglichsten Situationen ein Kleidungsstück hier, ein Höschen dort - schwuppdiwupp - verschwinden zu lassen. Als Erotikmodel wusste sie allerdings auch wie. Baumgart dachte nur, dass er es wüsste. Und dann waren sie plötzlich frei, die beiden Kläuse, und wollten einfach nicht mehr gehen.

©RTL

Der andere Arsch des Tages

Eine Minute verging, zwei Minuten, drei Minuten. Wie angewurzelt stand Baumgart da, fast so, als hätte ihm eine fiese Achtklässlerin beim Schwimmunterricht im städtischen Hallenbad die Hose runtergezogen; auf den Lippen ein anzügliches Altherrengrinsen, das seit dem Ende der Wochenschau und Opa Adolf Frey so nicht mehr auf deutschen Mattscheiben zu sehen war. Olivia Jones murmelte etwas von einem gebückten Nilpferd. Doch das ließ sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. Was an Sexyness fehlte, der dicke Klaus suchte es mit Durchhaltevermögen wettzumachen. Ganze zehn Minuten, so brachte es Allegra Curtis später zu Protokoll, soll er unten ohne ausgeharrt haben - angeblich auf der Suche nach seiner verlegten frischen Unterhose. Selbst für RTL war das eine Hausnummer zu hoch: Die Produzenten besannen sich auf ihre Verantwortung gegenüber Zuschauern, Sitte und Moral und strichen Pötergate auf wenige Szenen zusammen.

Am Titel "Arsch des Tages" schrammte der Klaus trotzdem knapp vorbei. Wie schon am Tag zuvor und dem Tag davor musste "Bachelor"-Kandidatin Georgina Fleur für Happahappa im Camp sorgen. Offenbar mag der durchschnittliche Dschungelcamp-Zuschauer Beständigkeit - oder findet einfach nur das anhaltende Gequieke und Gekreische der Kunststudentin putzig. Eine Vorliebe, die die anderen Campbewohnern allerdings teuer zu stehen kommt: Denn Putzigsein allein reicht nunmal nicht aus, um sich die begehrten Sterne der Dschungelprüfung zu verdienen. Wie leer es in den Mägen der Dschungencamper bereits aussieht, wurde auf erschreckende Weise am Beispiel Fiona Erdmann deutlich. Den gesamten Tag über war das Model nicht einmal dabei zu erblicken, wie sie sich überg... ihre Situation durch den Kopf gehen ließ. Auch Popsternchen Joey Heindle scheint essenstechnisch längst am Limit zu laufen. "Ich kann diesen scheiß Einlauf mit Reis nicht mehr sehen", polterte er - und meinte selbstredend den Eintopf. Knurrend der Magen und knurrig die Laune wollte es auch Hot-Banditoz-Sänger Silva Gonzalez nicht mehr auf den Zufall ankommen lassen - und stellte sich als Georginas persönlicher Motivationstrainer zur Verfügung. Tatsächlich schien die Kindergartenpädagogik ("Atmen! Atmen!") bei dem gebeutelten Prüfling zunächst anzuschlagen. "Noch einmal null Punkte will ich nicht machen", versprach das kleine Georgina mit seligem Lächeln im Gesicht - und hüpfte wie ein junges Reh von dannen.

Mach's nochmal, Georgina!

In der "Hamsterhölle" wartete allerlei ekeliges Getier auf Miss Etepetete - und Dr. Bob ("Scheint ja was Regelmäßiges zu werden."). Passend zur Prüfung hielt der Camp-Guru neben der üblichen Schutzbrille ein besonderes Präsent für a) Georgina und b) den männlichen Zuschauer bereit: einen Hamsterfell-Bikini mit Mäuseschwänzchen. Doch auch, wenn Georgina nun anmutete wie eine Mischung aus Conan, der Barbar, und einem Plüschpuschel - der Mut fand den Weg in ihre Adern nicht. Was sind auch alle guten Vorsätze wert, wenn man in einen Tunnel voller Ratten kriechen muss? Ihgittpfuibah! Oder wenn Mehlwürmer von einem Laufrad in den Pelz-BH plumpsen? Ihgittpfuibah! Oder ein Bad in einer schleimigen Brühe aus toten Insekten und Fischabfällen winkt? Ihgittpfui ... Sie wissen schon ... Am Ende brachte der trotz alledem frohgemute Prüfling drei magere Sternchen ins Camp - oder, wie eine völlig genervte Olivia Jones umrechnete: "Zwei Gurken und 'n Radieschen!" Doch negative Schwingungen prallen an Georgina ab wie das Schamgefühl am dicken Klaus - sie freute sich schon wieder über den tollen Pelz-BH. Angesichts von derlei Unbekümmertheit ging selbst der ansonsten so beherrschten Grande Dame vom Kiez die Perücke hoch. "Feige, verwöhnt und arrogant", befand die Jones und attestierte dem Springinsfeld ein schwerwiegendes Attitude-Problem. Sah Allegra Curtis übrigens genauso: "Man muss mit Bescheidenheit zurückkommen." Hört, hört!

Vielleicht hat ja Morpheus ein Einsehen und schenkt Georgina diese Erkenntnis im Schlaf. Denn schon morgen darf die Sarah-Knappik-Gedächtniskandidatin zur nächsten Prüfung antreten. Ob die Rehabilitierungsmaßnahmen ausgerechnet beim "Kakerlakenmemory" fruchten werden, bleibt aber zu bezweifeln - auch wenn ihr mit Olivia Jones eine magenfeste zweite Kandidatin zur Seite steht. Und wenn gar nichts mehr hilft, Hinterteil in die Kameras strecken geht immer. Zehn Minuten hat der Klaus vorgelegt. Georgina, übernehmen Sie!

 

Die Originalversion des Artikels können Sie hier auf stern.de lesen.